Aminosäuren – Bausteine des Lebens!

Wenn wir Aminosäuren als Bausteine des Lebens bezeichnen, geschieht das aus sehr gutem Grund.
Denn erst dadurch, dass Aminosäuren Verbindungen (sogenannte Peptidbindungen) mit anderen Aminosäuren eingehen, werden Proteine gebildet.

Essenzielle Aminosäuren

Zu viel oder zu wenig?

Auch wenn nach den Ernährungsstatistiken der Industrieländer die meisten Leute zu viel Proteine essen (vor allem in Form von tierischen Proteinen), so gibt es doch zahlreiche Menschen, die aus verschiedenen Gründen einen Eiweißmangel aufweisen, wie zum Beispiel ältere Menschen, Vegetarier, Veganer, Extremsportler, Menschen mit Essstörungen, usw.
Deshalb sollte bei Beschwerden stets die Ernährungssituation - inklusive Eiweißzufuhr - mitbeurteilt werden.

Die offizielle Zufuhrempfehlung für einen gesunden Erwachsenen ist mit 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht angegeben.
Den Körper interessiert jedoch nicht so sehr, wie viel Eiweiß er bekommt, sondern welche Aminosäuren in welchem Verhältnis zugeführt werden, bzw. ob und wie gut er diese verwerten kann.
Besonders für die Proteinsynthese (Aufbau von Gewebe, z.B. Haut, Schleimhaut, Bindegewebe oder Knochen) ist wichtig, dass dem Körper alle lebensnotwendigen, essenziellen Aminosäuren zur Verfügung stehen. Denn fehlt nur eine einzige, kommt die gesamte Proteinsynthese zum Erliegen.
Eine Ernährungsweise, die möglichst vielfältige Eiweißquellen (tierische und pflanzliche) miteinander kombiniert, dürfte generell zu bevorzugen sein.

Auch bei der Zufuhr von Aminosäuren / Proteinen gilt es, ein gutes Gleichgewicht zu erlangen. Ein Proteinüberschuss kann Leber und Nieren zu stark beanspruchen und im Laufe der Jahre zu Funktionsstörungen der Nieren führen. Bei der Ausscheidung der Proteinabbauprodukte durch die Nieren werden Kalzium, Magnesium und andere wichtige Mineralstoffe ausgeschwemmt und gehen mit dem Urin verloren. Deshalb sollte auch immer auf einen ausgeglichenen Mineralstoffhaushalt geachtet werden.

Funktionen von Aminosäuren

In der Tabelle zu Beginn dieser Zusammenfassung ist ersichtlich, in welchen Nahrungsmitteln die verschiedenen Aminosäuren enthalten sind. Nachfolgend haben wir noch eine Übersicht über einige wichtige Aminosäuren und deren Funktionen im Körper zusammengestellt.

Tryptophan

Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure. Sie wird zum Aufbau von Zellprotein gebraucht und ist der Vorläuferstoff von zwei lebensnotwendigen Verbindungen in unserem Körper: Serotonin (ein wichtiger Neurotransmitter) und Niacin (Vitamin B3)

Funktionen:

• Niacin-Synthese: Niacin (Vitamin B3) kann aus Tryptophan umgeformt werden, wenn die Nahrungsquelle reich an Tryptophan ist. Für die Produktion von 1 mg Niacin benötigt der Körper 60 mg Tryptophan.
• Prolactin- und Wachstumshormon-Haushalt: Ein Mangel an Tryptophan und/oder Vitamin B6 kann zu Prolactin- und Wachstumshormon-Mangel führen.
• Serotonin-Metabolismus: Serotonin ist eine Verbindung, die eine wichtige Rolle bei der Kommunikation der Neuronen und bei der Blutgerinnung spielt. Eine erhöhte Zufuhr von Tryptophan über die Nahrung erhöht den Serotonin-Spiegel in Gehirn und Gewebe. Durch seine Wirkung im Gehirn kann Serotonin leichte Schläfrigkeit verursachen, die Stimmung aufhellen und den Appetit zügeln.
• Zinkaufnahme: Ein Metabolit von Tryptophan, Picolinsäure, begünstigt die Aufnahme von Zink aus der Nahrung. Die erhöhte Zufuhr von Tryptophan kann die Aufnahme von Zink erhöhen, indem die Produktion von Picolinsäure gesteigert wird.
• Arthritis: Tryptophan-Supplemente können Entzündungen und Schmerzen bei rheumatischer Arthritis mildern.
• Depression und Manie, Aggressionen: Wenn die Wirksamkeit von Serotonin im Gehirn gestört ist, werden dadurch bestimmte Fälle von Depressionen beeinflusst. Deshalb können Tryptophan- und Vitamin-B6-Supplemente Depressionen mildern, besonders wenn sie durch Erregung und Selbstmordabsichten gekennzeichnet sind. Manischen Depressionen kann gut mit Tryptophan gegengewirkt werden. Tryptophan-Supplemente haben zusammen mit Vitamin B6 einen beruhigenden Effekt und können die Aggressivität senken.
• Hoher Blutdruck: Tryptophan kann helfen, Bluthochdruck zu senken. Es ist besonders wirksam, wenn es zusammen mit Kalzium-Präparaten verabreicht wird.
• Prämenstruelles Syndrom: Tryptophan kann helfen, Spannungszustände, Depressionen, Stimmungsschwankungen und Essattacken zu lindern.

Phenylalanin und Tyrosin

Die essenzielle Aminosäure Phenylalanin (PA) kann in der Leber in Tyrosin umgeformt werden. Beide Aminosäuren spielen eine wichtige Rolle beim Hormon- und Neurotransmitter-Metabolismus.
In bestimmten Situationen (z.B. bei ernsthaften Entzündungen und bei Lebererkrankungen) wird die Fähigkeit der Leber zur Umwandlung von PA in Tyrosin gestört, sodass Tyrosin zu einer essenziellen Aminosäure in der Nahrung wird.

Funktionen:

• Neurotransmitter-Synthese: PA und Tyrosin wandern mit der Blutzirkulation zum Gehirn und synthetisieren die Neurotransmitter Tyramin, Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin.
• Schmerzlinderung: PA verlangsamt den enzymatischen Abbau von Zellverbindungen, z.B. Enkephaline, die im Gehirn gebildet werden und opiumähnliche, schmerzlindernde Eigenschaften haben.
• Hormon-Synthese: Tyrosin ist auch ein Vorläufer des Hautpigments und wird für dessen Herstellung gebraucht.
• Depression: Depressiven Personen kann mit PA oder Tyrosin geholfen werden. Präparate erhöhen den Noradrenalin- und Adrenalin-Spiegel im Gehirn, wodurch die Stimmung verbessert wird.
• Prämenstruelles Syndrom: Tyrosin kann Gereiztheit, Depression und Müdigkeit reduzieren, die mit diesem Syndrom in Zusammenhang gebracht werden.
• Schilddrüsen-Erkrankungen: Personen mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion können von einer Tyrosin-Supplementierung profitieren.
• Stress: Tyrosin-Supplemente können in akuten oder chronischen Stress-Situationen Leistung und Energie steigern. Chronischer Stress kann den Noradrenalin-Spiegel senken, der von der Nebenniere so gesteuert wird, dass der Körper mit Stress-Situationen umgehen kann. Tyrosin ist ein Vorläuferstoff von Noradrenalin in der Nebenniere.

Lysin

Lysin ist eine essenzielle Aminosäure, die in ausreichenden Mengen aus der Nahrung aufgenommen werden muss. Ein Mangel führt zu Wachstumsstörungen und zu einer reduzierten Immunfunktion.

Funktionen:

• Herpes und andere Virusinfektionen: Lysin-Supplemente können helfen, den wiederholten Ausbruch einer einfachen Herpes-Infektion an den Lippen oder Genitalien zu verhindern, und haben außerdem virusabweisende Eigenschaften gegenüber anderen Viren.
• Immunsystem: Da ein Lysin-Mangel mit einer gestörten Immunfunktion in Zusammenhang gebracht werden muss, vermögen Supplemente das Immunsystem zu stärken, besonders bei Menschen, die nur wenig Lysin über die Nahrung zu sich nehmen.
• Carnitin-Metabolismus: In Situationen, in denen der Carnitin-Spiegel im Körper niedrig ist, können Lysin-Supplemente die Carnitin-Synthese fördern und so helfen, die Körperspeicher wieder zu füllen.

BCAAs | Leudin, Isoleucin und Valin

Die verzweigtkettigen Aminosäuren “BCAAs” (branched-chain amino acids) Leucin, Isoleucin und Valin sind essenzielle Aminosäuren. Diese drei Aminosäuren kommen in vielen Lebensmitteln in großen Mengen vor: Sie machen etwa die Hälfte der essenziellen Aminosäuren in einer normalen Ernährung aus. Im Körper sind besonders die Muskeln mit BCAAs angereichert. Man nennt die BCAAs auch die Stress-Aminosäuren, weil sie eine wichtige Rolle im Energie-Metabolismus und bei der Reaktion des Körpers auf Stress-Situationen spielen.

Funktionen

• Lebererkrankungen: Personen mit einer schweren Lebererkrankung leiden häufig an einer Funktionsstörung des Gehirns, weil die Tyrosin- und Tryptophan-Spiegel erhöht sind. BCAAs stehen in Konkurrenz mit diesen Aminosäuren beim Transport ins Gehirn. Deshalb senken BCAA-Supplemente (oral oder intravenös verabreicht) in Verbindung mit Vitamin B6 die Tyrosin- und Tryptophan-Spiegel im Gehirn und verbessern so die geistige Funktion.
• Schizophrenie: BCAA-Supplemente senken die Phenylalanin- und Tyrosin-Spiegel im Blut. Diese Aminosäuren sind Vorläuferprodukte des Neurotransmitters Dopamin, dessen Spiegel im Gehirn durch die Wirkung von BCAAs gesenkt wird. Auf diesem Weg können BCAAs bei Störungen positiv wirken, die durch eine Überaktivität von Dopamin gekennzeichnet sind, wie z.B. bestimmte Formen der Schizophrenie.
• Störung der Nervenmuskulatur: Chorea Huntington ist durch einen niedrigen BCAA-Blutspiegel gekennzeichnet und kann durch Supplementierung positiv beeinflusst werden.
• Stress, Operationen, Verletzungen: In Zeiten von erhöhtem physischem Stress ist der Bedarf an BCAAs, verglichen mit anderen Aminosäuren, erheblich erhöht. BCAAs werden gebraucht, um die Reserven des Körpers an Protein zu erhalten und den Muskelschwund während chronischer Krankheiten, bei Magersucht, während einer kalorienarmen Diät, bei Verletzungen, Operationen, Verbrennungen oder Entzündungen zu verlangsamen.
• Sport: Anstrengende physische Belastung und intensiver Sport erhöhen den Bedarf an BCAAs erheblich. BCAA-Supplemente können die Energie für die arbeitenden Muskeln liefern und die Leistungsfähigkeit steigern, besonders bei Ausdauersportarten wie Langstreckenlauf oder Radfahren. Da BCAAs die Proteinsynthese fördern, können sie den Muskelaufbau beim Gewichttraining und anderen Sportarten unterstützen.

Glutamin, Glutaminsäure und Gamma-Aminobuttersäure (GABS)

Glutaminsäure kann in kleinen Mengen im Körper gebildet werden. Der größte Teil unseres Bedarfs an Glutaminsäure wird jedoch durch die Nahrung geliefert. Glutaminsäure wird hauptsächlich für die Umwandlung in Glutamin verwendet. Glutamin ist jene Aminosäure, die im Körper in den größten Mengen vorkommt und die viele wichtige Funktionen hat, unter anderem die Umwandlung in Gamma-Aminobuttersäure (GABS) im Gehirn.

Funktionen

• Energieproduktion: Glutamin ist die wichtigste Energiequelle in den Zellen und wird in vielen Geweben des Körpers abgebaut, um Energie zu produzieren. Es ist als Energielieferant unentbehrlich für Darmwände und weiße Blutkörperchen.
• Stabilisierung des Blutzuckerspiegels: Glutamin kann von der Leber aufgenommen und in Glukose umgewandelt werden und so den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht halten.
• Antioxidative Wirkung: Wird Glutamin zusammen mit Cystein eingenommen, kann der Glutathion-Spiegel in der Leber und im Darm angehoben werden, was die antioxidative Kapazität dieser Gewebe erhöht.
• Beruhigende Wirkung: GABS hat eine leicht beruhigende und besänftigende Wirkung. Deshalb kann durch die Zufuhr von Glutamin reizbaren, nervösen, ängstlichen oder schlaflosen Menschen geholfen werden.
• Immunsystem: Da Glutamin die Hauptenergiequelle für Immunzellen darstellt, kann es das Immunsystem stärken. Die Produktion von weißen Blutkörperchen wird angeregt und ihre Funktion, besonders unter körperlichem Stress, positiv beeinflusst.
• Magen-Darm-Trakt: Glutamin ist eine wichtige Energiequelle für die Darmzellen. Deshalb ist die Einnahme für Personen mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, entzündlichem Durchfall oder nach einer Darmoperation angebracht. Glutamin kann auch Schäden an der Innenwand des Verdauungstraktes, wie Magengeschwüre oder Gastritis (Magenentzündung), die auf die Einnahme von Medikamenten oder Alkohol zurückzuführen sind, entgegenwirken. Auch bei erhöhter Darmdurchlässigkeit ist die Einnahme von Glutamin sehr zu empfehlen.
• Stress: In Zeiten physischen Stresses, z.B. nach Verletzungen, größeren Operationen, Verbrennungen und bei chronischen Krankheiten – kommt es zu einem deutlich erhöhten Bedarf an Glutamin im Darm, in der Leber und für die Versorgung des Immunsystems. In solchen Situationen ist die körpereigene Glutaminsäure-Bildung im Allgemeinen nicht ausreichend, um den erhöhten Bedarf zu decken. Eine Supplementierung von Glutamin wird angeraten.

Zum Abschluss 10 Jubiläumsjahrtipps rund um Aminosäuren

• Es gibt viele Aminosäuren aber 9 davon sind essenziell für uns Menschen!
• Proteine werden gebildet, wenn Aminosäuren Verbindungen mit anderen Aminosäuren eingehen
• Fleisch & Fisch gelten als gute Quellen für Aminosäuren
• Zufuhrempfehlung für einen gesunden Erwachsenen ist mit 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht
• Tryptophan kann bei Bluthochdruck helfen
• Lysin kann bei Fieberblasen sehr hilfreich sein
• Speziell bei Sportlern sind die BCAA´s sehr beliebt
• Glutamin unterstützt die Energieproduktion
• Auch dein Immunsystem braucht Aminosäuren, vor allem Glutamin!
• Aminosäuren sind an enorm vielen Funktionen beteiligt und heißen somit zurecht BAUSTEINE DES LEBENS!

Quellenangaben
Burgersteins Handbuch Nährstoffe  

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